10.06.2013 Runder Tisch zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit schweren Behinderungen in Cottbus und Umgebung

„Gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft“ - Diese große Hoffnung verheißt die im Jahr 2006 von der UNO Generalversammlung verabschiedete Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen für 17 Millionen Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen in Deutschland.
Der 2009 verabschiedete Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht vor, dass sich politische Entscheidungen die behinderte Menschen betreffen an den Inhalten der Konvention messen lassen müssen. Die zentralen Herausforderungen liegen in den Bereichen Gesundheit, Arbeit, Bildung, Selbstbestimmtheit, Schutz und selbstverständlich Barrierefreiheit.

Für Ambulant-Physio als Gesundheitsdienstleister ist im Besonderen der Artikel 26 der Behindertenrechtskonvention von Bedeutung. Dieser verlangt von den Staaten den Zugang zu Rehabilitationsdiensten und entsprechenden Rehabilitationsmaßnahmen.
So sollen behinderte Menschen in die Lage versetzt werden, ein Höchstmaß an Unabhängigkeit im Sinne von Selbstbestimmung, umfassende körperliche, geistige, soziale und berufliche Fähigkeiten sowie die volle Einbeziehung in alle Aspekte des Lebens und die volle Teilhabe an allen Aspekten des Lebens zu erreichen und zu bewahren.

Behinderungen initiiert Ambulant-Physio am 10. Juni 2013 einen Runden Tisch mit einigen Patienten und Mitarbeitern des Unternehmens.

Die Kernfragen sind:
Wie erleben Menschen mit schweren und schwersten Behinderungen in Cottbus und Umgebung aktuell ihren Alltag und wie empfinden sie ihre allgemeine Lebenssituation?
Wie sind sie in das gesellschaftliche Leben der Region integriert und wie organisieren sie selbst ihre Teilhabe in unserer Gesellschaft?
Welche Möglichkeiten haben die Therapeuten von Ambulant-Physio, diese Personengruppe bei der Bewältigung ihres Alltages zu unterstützen?

Die anwesenden Patienten geben im Verlauf Auskunft über ihre aktuelle Lebenssituation, die je nach Schwere der Behinderung sehr different ist.
So bedarf es für jeden Einzelnen individuelle Hilfen im persönlichen Alltag. Hier zeigen sich die Anwesenden zuversichtlich, was behindertengerechten Wohnungsbau und die zunehmende Barrierefreiheit im Cottbuser Stadtbild sowie die Pflege und ggf. Heimunterbringung betrifft.

Thematisiert wird die Situation gehandicapter Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Arbeitslosigkeit kommt bei Menschen mit Behinderung fast doppelt so oft vor, wie bei Menschen ohne Handicap.
Nicht selten wird den Betroffenen der Zugang zu finanziellen Hilfen zum (Wieder)Einstieg in das Arbeitsleben durch die jeweiligen Kostenträger wie der Bundesagentur für Arbeit, den Rententrägern sowie dem Integrationsamt nicht leicht gemacht.

Am Rande der Diskussion wird folgende Problematik angesprochen:
Manche Menschen, die auf Grund ihres Gesundheitszustandes eine volle Erwerbsminderungsrente beziehen, wollen ggf. dennoch im Rahmen ihrer Möglichkeiten einer angemessenen Tätigkeit nachgehen. Dies wird vom Gesetzgeber nur in engen (Zuverdienst)Grenzen gestattet.
Im Zusammenhang mit dieser Sachlage wird von den anwesenden Patienten immer wieder folgende Kernaussage postuliert:

Behinderte Menschen möchten in unserer Gesellschaft gleichberechtigt nützlich sein. Auch das gehört zur „Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“!

Die Barrieren sind eher in den Köpfen derer zu sehen, die nicht von Behinderungen betroffen sind. Es gilt also auch für diese Menschen, sich mit der Teilhabeproblematik auseinanderzusetzen.

Mehrheitlich wird von den Patienten dargelegt, dass sich nach dem Eintritt der Erkrankung viele ihrer sozialen Beziehungen zerschlagen haben. Zusehends sind sie von sozialer Isolation betroffen.

Wie kann Ambulant-Physio als Gesundheitsdienstleister der Thematik gerecht werden?
Im Anschluss kommt es zur Besprechung und Auswertung der Veranstaltung.

Ambulant-Physio orientiert sich bereits seit langem an der 2005 von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) festgeschriebenen ICF (International
Classification of Functioning, Disability and Health).
Im Rahmen der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Physio- / Ergotherapie und Logopädie dient uns diese fach- und länderübergreifende Klassifikation der Beschreibung des Gesundheitszustandes, der Behinderung, der sozialen Beeinträchtigung und der relevanten Umgebungsfaktoren des Patienten als Grundlage für die Befunderhebung und eine individuelle Therapie.
So kann von unseren Patienten mit Unterstützung der Therapeuten auf ein ganz persönliches/alltägliches bzw. gesellschaftliches Teilhabeziel hingearbeitet werden.

Daneben wird als Teilziel festgelegt, im Rahmen einer weiteren Veranstaltung zunächst Begegnungen von Patienten untereinander zu ermöglichen und damit gesellschaftliche Teilhabe mit Gleichgesinnten zu erreichen.
Menschen die in der Isolation leben können sich mit Menschen die das gleiche Schicksal teilen austauschen.
Lesen sie hierzu mehr in einem folgenden Beitrag.

Sebastian Martin
Ambulant-Physio | Öffentlichkeitsarbeit

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